Vom Kinderspiel zur Führungsherausforderung
Der Begriff Puzzle kommt aus dem Englischen und steht zunächst für ein Rätsel oder Verwirrung. Besonders im deutschen Sprachraum wird der Begriff mit einem Spiel assoziiert, bei dem ein Bild aus Einzelteilen zusammengesetzt werden muss. Im Englischen geht der Begriff über diese Bedeutung hinaus. So lassen sich hierunter auch Forschungsfragen oder Sachverhalte verstehen, die sich dem Betrachter aufgrund ihrer Komplexität, Unordnung und scheinbaren Zusammenhangslosigkeit nicht sofort erschließen (siehe hierzu Mason 1996).
Komplexität, Unordnung und scheinbare Zusammenhanglosigkeit
Solche Sachverhalte sind nicht nur wissenschaftlich. Auch in der Politik, der Medizin, den Medien und ganz besonders im Businesskontext können Entscheidungsträger und Führungskräfte komplexen, undurchsichtigen und scheinbar zusammenhangslosen Problemen und Fragestellungen ausgesetzt sein. Wie bei einem Puzzle-Spiel müssen sie dann zunächst alle Teile zusammenfügen, um das Bild zu erkennen. Denn der Versuch, das Bild über das Betrachten der einzelnen Teile zu erfassen, gelingt nicht. Erst ihrem Sinn gemäß kombiniert und richtig zusammengesetzt, ergibt sich ein Bild.
Vom Puzzle zum Information Puzzle
In der Regel fehlen Entscheidungsträgern und Führungskräften für ein volles Verständnis bzw. Erkennen des Bildes Informationen. Um das Puzzle also lösen zu können, müssen sie Informationen sammeln.
Um das Puzzle lösen zu können, müssen sie Informationen sammeln
Wie die Informationsökonomie und auch die Managementforschung zeigen, sind besonders Führungskräfte in der Wirtschaft dem Problem unvollständiger Informationen ausgesetzt.
Welche Strategien wählen die Wettbewerber? Wie verhält sich die Politik zum Thema XYZ? Was sind die nächsten Entwicklungstrends in der angrenzenden Branche? Welche Faktoren beeinflussen diese Trends? Über welche persönlichen Netzwerkverbindungen verfüge ich, die mir bei der Lösung meines Puzzles helfen könnten? Im Businesskontext handelt es sich deshalb in der Regel um Information Puzzle, die von Entscheidern und Managern gelöst werden müssen.
Doing Research and solve your Information Puzzle!
Um ein Information Puzzle lösen zu können, ist demnach Research notwendig. Laut dem Professionssoziologen Andrew Abbott bedeutet „’Doing research’ …constructing an answer to a puzzle” (Hervorhebung nicht im Original).
Beim Research geht es nicht um das Auffinden von Antworten, die bereits in vorgefertigter Weise in Datenbanken oder Bibliotheken vorliegen. Die Lösung eines Puzzles muss “konstruiert” werden. Dabei gilt: Digitale Daten und Informationen sind heute nicht mehr geordnet, wie es früher in analogen Archiven und Bibliotheken der Fall war. Zwar steht heute ein überbordendes Angebot an Daten und Informationen digital im Internet zur Verfügung. Aber diese sind ungeordnet, verstreut, oft schwer zugänglich und ihr Zusammenhang lässt sich nicht auf den ersten Blick erkennen.
Digitale Daten und Informationen müssen gefunden, selektiert, zusammengezogen und intelligent kombiniert werden
Doing Research bedeutet deshalb auch: Digitale Daten und Informationen müssen gefunden, selektiert, zusammengezogen und intelligent (smart)“kombiniert” werden, um ein Information Puzzle lösen zu können. Erst dadurch wird aus Einzelteilen ein Big Picture sichtbar – und strategisches Entscheiden möglich.
Research hängt von der Definition des Puzzle ab!
Abbott weist jedoch auf ein zentrales Problem hin: “the main problem is to figure out what the puzzle is and what information it requires.” Folglich ist zunächst eine genaue Definition und Analyse des Puzzles wichtig. Entscheidungsträger müssen demnach sehr genau wissen, für welches Problem sie eine Lösung und auf welche Frage sie eine Antwort finden müssen. Wurde das Puzzle im Vorfeld nicht präzise und umfassend definiert, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass falsche und irrelevante Informationen ermittelt werden.
almagenic unterstützt Sie deshalb nicht nur bei der Informationsbeschaffung und -analyse. Wir definieren mit Ihnen zusammen auch Ihr Information Puzzle und suchen mit Ihnen nach potenziellen Lösungen.
Beispiele für wissenschaftliche Puzzles nach Jennifer Mason (1996)
Descriptive and illuminative research puzzle
Developmental puzzle
This is the how much of Y exists or why did X develop?
Mechanical puzzle
This is the how does X work?
Correlational and explanatory research puzzles
Correlational puzzle
This is the what, if any, relationship is there between variable x and variable y? You are attempting to identify if there is a relationship, association or no relationship between variables.
Casual puzzle
This is the why does (or strongly influences) x cause y?
Ethnomethodological research puzzles
Essence puzzle
This is the why is X assumed?
Quelle: Mason 1996
Nachweise
Abbott, Andrew 2015: Digital Paper: A Manual for Research and Writing with Library and Internet Materials. Chicago Guides to Writing, Editing, and Publishing.
Mason, Jennifer 1996: Qualitative Researching. London: Sage.